Dienstag, 24. Februar 2009
Sei Chef Deiner Prüfung
So, nun ist auch meine Prüfung vorbei. Um den Spannungsbogen nicht bersten zu lassen: Allet halb so wild. Lest eure Arbeiten und wenn ihr die Möglichkeit bekommt, ein Thema auszusuchen, pokert nicht -- die meinen das ehrlich! :)

Prüfer waren die gleichen wie bei Kristin:
Bernd Haase - IBM
Herr Mateja - Bayer Schering
Herr Bludau - Bundesdruckerei
Frau Linz - Vorsitz/Protokoll

Vorneweg: Eine sehr unterhaltsame Gruppe, die auch mal Lacht, wenn ein Späßle macht und nicht nur mit Pokerface da stitz. Gerade Haase hat durch Nicken auch Feedback gegeben. Außer in den ersten 10 Minuten, in denen Bludau geprüft hat, wirkte er so, als würde etwas ganz anderes ihn beschäftigen -- naja, kennen wir ja aus ACs, böser Pozilist, guter Pozilist.

Also als erster war Bludau dran:
- "Die Tekelom hat mal wieder Millionen von Kundendaten verloren -- und Sie als Sicherheitsberater engagiert. Was erzählen Sie denen?" Etwas von einer Kombination aus organisatorischen und technischen Maßnahmen erzählt und ein paar Beispiele jeweils genannt.
- "Wie viele Rechte sollten hier Super User oder Administratoren haben?" Vier-Augen-Prinzip und Protokollierung erwähnt, da die technische Umsetzung von Nutzereinschränkungen für Super User schwer zu implementieren sei.
- "Wenn jetzt das RZ in Berlin steht und die Telekom in Bonn ist, was würden Sie da empfehlen?" Ein paar VPN-Technologien und Leased Lines erwähnt...
- "Zertifikate und Signaturen... was können Sie uns in diesem Kontext dazu erzählen?" Public-Key-Infrastruktur erläutert und erklärt, wie durch Signaturen erkannt werden kann, ob die jeweiligen Kommunikationspartner wirklich diejenigen sind, die vorgeben zu seien. Kurz in diesem Zusammenhang noch die zentrale Bedeutung von CAs hervorgehoben. Letztendlich wollte Bludau darauf hinaus, dass die Bundesdruckerei wohl auch Zertifikate ausstellt bzw. signiert :)
Okay, geschafft.

Als nächster kam Haase dran. Er hat die Haase-üblichen Fragen gestellt: Wahl zwischen IT und Personal... IT gewählt, wo wir schon dabei sind.
- "Ich hab da so ein Ding zu Hause, so eines, mit dem man rumlaufen kann. Nennt man... Laptop? Und noch so ein Ding in der Steckdose (was genau das ist, das habe ich leider nicht mehr erfahren). Dann war ich in nem Laden und da gibt's ja sooo viel zu kaufen. Jedenfalls meine Frau meinte hier mit dem 10m Kabel is ersma Schluss." Okay, also was von 802.11abgn erzählt... kurz Vor- und Nachteile von 802.11a erwähnt (weniger Interferenz mit Küchen-Mikrowelle und DECT-Telefon vs. vermutlich nicht mit seinem Laptop kompatibel), dann erzählt, warum 11b nicht mehr so pralle ist (WEP...), dann kurz erzählt, warum er mit 11n vielleicht noch warten sollte (Draft-Zustand, und Kompatibilität zum Laptop). Für 802.11g durfte ich dann ausrechnen, wie viel Seiten Text pro Sekunde darüber gehen... Strike, Zeit schinden und auf zur Tafel. Das seien mehrere Leitz-Ordner, hat Haase dann interpretiert -- allgemeine Belustigung, als ich anmerkte, dass gefüllte Leitz-Ordner für einen "Mann aus der Praxis" sicherlich eine gute Bezugsgröße seien.
- "Okay, Personal. Welches Thema? Sie haben 3 Sekunden." Zögern... Mitarbeitermotivation. "Okay. ch bin also ein Mitarbeiter und bin total unmotiviert und lauf nur noch mit soooo nem Gesicht rum. Was machen Sie denn da?" Aaalso was erzählt von wegen Aufgabe geben, deren Sinn er versteht und mit der er sich identifizieren kann. "Aber noch mehr Aufgaben... nee das motiviert mich nicht" Naja, ich meinte damit natürlich Aufgaben ersetzen... kurz erwähnt, warum Maslow da jetzt nicht anwendbar ist und warum Herzberg besser sei. "Das Wort mit h?" Hygienefaktoren, genau da wollte ich hin. Erklärt, dass ich annehme, jeder sei intrinsisch motiviert, wenn die Hygienefaktoren stimmen... "Und ein kurzer Motivationsschub?" ... Einmalzahlung bei Projekterfolg? "Einmalzahlung ist doch doof, ist ja nur einmal." Erhöhung der Sonderzahlungen wie zum Beispiel Weihnachtsgeld... "Okay, das haben wir verdoppelt, und nun?" Nun sind wir an der Stelle, wo wir feststellen, dass bei Gehaltserhöhungen nur die Erhöhung an sich motivierend ist, nicht das höhere Gehaltsniveau per se. Bingo, Haase war zufrieden und hat abgegeben.

Ab zu Mateja.
"Versetzen Sie sich ein halbes oder ein Jahr in die Zukunft. Ich habe mir einen Porsche geliehen und fahre damit nach Italien. 50m hinter der Grenze ist er liegen geblieben. Was ist passiert?" Kurz gezögert. Was um alles in der Welt will er? Unter dem Stress der Prüfung ist mir das nahe liegende GPS oder Galileo nicht eingefallen. "Wenn wir über die Zukunft in einem Jahr reden, traue ich es uns zu, dass wir unsere Grenzen mit RFID-Sendestationen ausgestattet haben und die Fahrzeugelektronik Ihres Porsches mit einem passiven RFID-Chip ausgestattet war -- der beim Passieren der Grenze die Fahrzeugelektronik stillgelegt hat." Auf die Idee war die Prüfungskommission nicht gekommen, wieder allgemeine Belustigung. Danach wurde es ernst. "Ja woraus besteht denn so ein RFID-System?" Sendestation, passiver oder aktiver "Empfänger", als RFID-Chip... Mateja wollte auf den Begriff "Datenbank" hinaus. Etwas seltsam -- schließlich bräuchten wir ja auch für satellitengestütze Systeme eine Datenbank. Wie auch immer. Dann gings zu meiner Studienarbeit:
"Wie kommen die jetzt bei Porsche darauf, dass das gefährlich sei, wenn ich den Porsche nach Italien fahre?" Naja, offenbar ein Risiko?! "Gut... Risiko-Management, da haben Sie ja drüber geschrieben. Woher wissen die jetzt, dass das ein Risiko ist?" Kurz die Phasen des Risikomanagements erklärt mit den Schritten der Risikobewertung. Dann was von retrospektiver Auswertung eigener Daten, Einkauf externer Daten... "Sie sind neu in der Branche. Sie haben keine eigenen Daten und auch kein Geld, Branchendaten zu kaufen. Aber Sie haben einen Haufen qualifizierter Mitarbeiter" Oha... da ist der Groschen gefallen: Jetzt gings um Moderationstechniken. Also was von Brainstorming / Brainwriting erzählt und dem Clustern von Risiken, die meinen Mitarbeitern einfallen. "Jetzt haben Sie 5 Cluster und können aber nur zwei bearbeiten. Wie gehen Sie damit um? Also wie ranken Sie die?" Mir war nicht klar, worauf er hinaus wollte, denn mein Vorschlag, das Ranken der Risiken erst dann vorzunehmen, wenn ich die Risiken entsprechend quantifiziert habe, war wohl nicht das, was Mateja erwartet hatte. Können Sie mir ein Stichwort geben? Letztendlich wollte er auf die 635-Methode hinaus... Hatte ich in meiner Studienarbeit in einem Nebensatz erwähnt -- naja, dann war die Prüfung vorbei. Das Ergebnis war eine 1,0.

Ich bin dankbar für die Fragen gewesen und hätte wirklich nicht mit Kristins Fragen von Haase oder Mateja tauschen wollen. Allerdings haben die sich ja offenbar ohnehin daran orientiert, was wir in den Berichten behandelt haben bzw. im Fall von Haase welches Thema uns eher liegt -- nutzt diese Chancen auf jeden Fall, und führt die Prüfer ruhig von Höckchen zu Stöckchen um zu Themen zu kommen, die euch liegen. Augenkontakt halten, lächeln und... verwendet die Tafel -- und seid damit Chef eurer Prüfung :)

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